top of page

Farbtheorie für die Malerei: Eine Frage der Interaktion von Pigmenten

Aktualisiert: 7. Dez. 2023

Wie oft haben Sie Ihre Grundfarben gemischt, in der Hoffnung, ein leuchtendes Orange oder ein perfektes Violett zu erhalten, aber stattdessen haben Sie nur matschige Farben erhalten?

Seit der Schulzeit wird uns beigebracht, dass die Grundfarben Rot, Gelb und Blau sind und dass wir durch Mischen dieser Farben alle anderen Farben erhalten können. Aber je mehr ich nur diese drei Farben verwendete, desto enttäuschter war ich und wurde mir bewusst, dass dies eine sehr begrenzte Palette war und dass sie nicht die erwarteten Ergebnisse lieferte. Bei der Farbe Violett (Blau + Rot) war es zum Beispiel egal, welches Rot oder Blau ich verwendete. Ich habe es nie geschafft, ein schönes Lila zu malen, sondern nur einen matschigen Ton.

Dann habe ich ein wenig recherchiert, um die Funktionsweise von Farben zu erforschen, und herausgefunden, dass eine gesonderte Farbtheorie für die Malerei existiert.


Primärfarben aus Sekundärfarben: ein Experiment der Farbtheorie für die Malerei.

Was würdest Du denken, wenn ich dir sage, dass Primärfarben aus dem Mischen von Sekünderfarben nachgebildet werden können?

Instinktiv würdest Du sagen, dass es unmöglich ist, da wir in der Schule gelernt haben, dass Primärfarben fest und nicht wiederherstellbar sind.

Allerdings habe ich festgestellt, dass die Standardregeln der Farbenlehre im Fall von Acrylfarben (bzw. pigmentbasierten Farben) nicht genug sind, um das Mischverhalten der Farben zu verstehen. Man sollte auch die Pigmenteinteraktion berücksichtigen.

Das wurde mir klar, als ich auf ein YouTube-Video des Künstlers Cesar Cordova stieß, in dem er erklärte, dass wir jede Primärfarbe aus ihren Sekundärfarben nachbilden können. Zuerst dachte ich: "Wie ist das möglich? Mein ganzes Leben lang war ich davon überzeugt, dass man Primärfarben nicht durch das Mischen anderer Farben nachbilden kann. Hatte ich mich geirrt?


In seinem Tutorium erklärte er, dass man beim Mischen von Sekundärfarben die einzelnen Bestandteile analysieren muss.


Nehmen wir die Farbe Gelb als Beispiel.


Wir alle wissen, dass die Sekundärfarben von Gelb Orange (Gelb+Rot) und Grün (Gelb+Blau) sind. Ebenso wissen wir, dass man, wenn man alle 3 Primärfarben mischt, die Farbe Weiß erhält, weil sich die Primärfarben gegenseitig neutralisieren.


Wenn also Orange und Grün gemischt werden, geschieht Folgendes:

  1. Der Blauanteil von Grün wirkt als Komplement zu Orange und wird neutralisiert;

  2. Der Rotanteil von Orange verhält sich wie ein Komplement zu Grün und wird neutralisiert;

  3. Es bleibt die gelbe Komponente übrig, die uns die Möglichkeit gibt, eine Primärfarbe zu erhalten.


Auf die gleiche Weise können wir für Blau oder Rot vorgehen.


Für Rot können wir Orange und Violett verwenden und Folgendes prüfen:

  1. Die blaue Komponente von Violett verhält sich wie ein Komplement von Orange und wird neutralisiert;

  2. Die gelbe Komponente von Orange verhält sich wie ein Komplement von Violett und wird neutralisiert;

  3. Die rote Komponente bleibt also erhalten und gibt uns die Möglichkeit, eine Primärfarbe wiederherzustellen.


Bei Blau ist es möglich, Grün und Violett zu verwenden und das Folgende zu überprüfen:

  1. Die rote Komponente von Violett wirkt als Komplement zu Grün und wird neutralisiert;

  2. Die gelbe Komponente von Grün verhält sich wie ein Komplement von Violett und wird neutralisiert;

  3. Die blaue Komponente bleibt also erhalten und gibt uns die Möglichkeit, eine Primärfarbe wiederherzustellen.


Der Farbkreis des Künstlers von B. MacEvoy und seine Anwendung

Wie Cesar Cordova erläuterte, ist der Ausgangspunkt für diese neue Sichtweise ein anderer Farbkreis, das "Artist's Colour Wheel" von Bruce MacEvoy.

Diese Art von Farbkreis wurde entwickelt, um das Verhalten von Aquarellfarben besser zu verstehen, und bietet einen anderen Ansatz, um zu lernen, wie man Farben mischt.

Ausgangspunkt sind die Pigmente in der Acrylfarbe, die wir verwenden wollen, und ihre Position auf dem Farbkreis. Nachdem wir sie definiert haben, ziehen wir eine Linie zwischen ihnen auf dem Farbkreis und sehen, welche Art von Farbe wir erhalten, wenn wir sie mischen:

  • Wenn die Linie durch die Mitte geht, erhalten wir eine graue/opake Farbe, da die Pigmente komplementär zueinander sind.

  • Wenn die Verbindungslinie zwischen den Pigmenten nicht durch die Mitte verläuft, erhalten wir eine Endfarbe in einem der Farbtöne, durch die die Linie verläuft.

  • Wenn mehr als zwei Pigmente gemischt werden (wie in unserem Experiment zur Herstellung des Gelbs unten), liegt die endgültige Farbe innerhalb des Raums, der durch die Verbindungslinien zwischen den Pigmenten entsteht, und je nach der Menge der einzelnen Pigmente in der Mischung tendiert die Farbe zu dem Pigment mit der größeren Menge.



Artist Colour Wheel by MacEvoy
Artist Colour Wheel

Um die Richtigkeit dieses Verfahrens zu testen, habe ich die folgenden Farben verwendet:

  • Violett (Arteza - enthaltener/e Pigment/-e PV23)

  • Permanentes Blau-Violett (Amsterdam Royal Talens - enthaltener/e Pigment/-e PV23/PV19)

  • Kadmium-Orange-Ton (Liquitex Basic - enthaltener/e Pigment/-e PO73)

  • Zinnoberrot (Amsterdam Royal Talens - enthaltener/e Pigment/-e PO34/PY74)

  • Leuchtendes Gelbgrün (Liquitex Basic - enthaltener/e Pigment/-e PW6/PY3/PY74/PG7)

  • Grünliches Gelb (Amsterdam Royal Talens - enthaltener/e Pigment/-e PY74/PG7)

  • Leuchtendes Grün (Amsterdam Royal Talens - enthaltener/e Pigment/-e PG7/PY74)

  • Phthalogrün (Amsterdam Royal Talens - enthaltener/e Pigment/-e PG7)


Die erzielten Ergebnisse sind wie folgt:

  • Bei Blau, wie im Farbkreis des Künstlers angegeben, ergibt das Mischen von PG7-Pigment und PV23-Pigment oder PV23/PV19-Pigmenten ein dunkles Blau mit einer violetten Note ähnlich wie Indigo;

  • Bei Rot, wie im Farbkreis des Künstlers angegeben, erhält man ein violettes Rot durch Mischen von PO73-Pigment und PV23-Pigment oder PV23/PV19-Pigmenten

  • Bei Gelb, wie im Farbkreis des Künstlers angegeben, habe ich aus der Mischung von PO73-Pigment und PY74/PG7-Pigmenten eine Farbe erhalten, die je nach der in den Ausgangsfarben enthaltenen Menge an gelbem Pigment von ockergelb bis goldgelb reicht.



Schlussfolgerungen

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir nicht nur die klassiche Farbtheorie berücksichtigen müssen, wenn es sich um das Malen mit pigment-basierten Farben handeln.

Wie gezeigt, verhalten sich Pigmente etwas anderes als standard Regeln aus RYB- oder CMY(K) Farbsystemen und, auch wenn es mit dieser Methode nicht möglich ist, die Grundfarben in ihrer reinen Form (Rot, Gelb, Blau) wiederzugeben, können wir aus der Sekündärfarben Töne erhalten, die den Grundfarben sehr nahe kommen.

Auf jeden Fall bietet uns dieses Rad im Falle der Acrylpouringtechnik die Möglichkeit, unsere Farben auf der Grundlage der in ihnen enthaltenen Pigmente besser auszuwählen und so möglicherweise die Bildung von neutralen oder stumpfen (muddy) Farben zu vermeiden, die den Glanz unserer Kunstwerke beeinträchtigen würden.


Ich hoffe, dass ich Dir bei der Farbenauswahl geholfen und inspiriert habe, etwas Neues zu experimentieren und neue Farben zu finden.


Vielen Dank fürs Lesen. Wenn Dir der Beitrag gefällt, hinterlässt ein Like, einen Kommentar und vergiss nicht, meinem Blog und Instagram zu folgen und den Inhalt auf deinen sozialen Medien zu teilen.


Ich wünsche Dir einen farbenfrohen und kreativen Tag!


Laura

Ähnliche Beiträge

Alle ansehen
bottom of page